
Die Nikolaikirche (offiziell: Stadt- und Pfarrkirche St. Nikolai) ist die älteste und größte Kirche in Leipzig sowie neben der Thomaskirche die bekannteste Kirche der Stadt. Der nach dem heiligen Nikolaus benannte Sakralbau ist Hauptkirche der evangelisch-lutherischen St.-Nikolai-Kirchengemeinde Leipzig. Die Umgestaltung und Ausstattung des Innenraumes der Nikolaikirche stellt eine bedeutende Schöpfung des Klassizismus dar.
Die Gemeinde der Johanniskirche, deren Gebäude infolge des Bombenangriffs auf Leipzig am 4. Dezember 1943 ausbrannte und 1949 abgerissen wurde, ist seither Bestandteil der Nikolaigemeinde. Die Heilig-Kreuz-Kirche im Leipziger Stadtteil Neustadt ist neben der Nikolaikirche das zweite Gotteshaus der Kirchgemeinde St. Nikolai.
Im Herbst 1989 war die Nikolaikirche zentraler Ausgangspunkt der friedlichen Revolution in der DDR mit dem anschließenden Mauerfall in Berlin am 9. November 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990.
Die Stadt- und Pfarrkirche St. Nikolai wurde ab 1165 nach der Verleihung des Stadt- und Marktrechtes an Leipzig im romanischen Stil erbaut. An der Westseite der Kirche ist der romanische Ursprung bis heute sichtbar. Im 15. und 16. Jahrhundert, nachdem Leipzig durch Silberfunde im Erzgebirge zu üppigen Wohlstand gelangte[2], erfolgten Erweiterungen und der vollständige Umbau zur dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche.
Am 25. Mai 1539 wurde durch die Predigten der Reformatoren Justus Jonas der Ältere und Martin Luther die Reformation in Leipzig begonnen. Die Kirche wurde damit Sitz des ersten Superintendenten der Stadt Johann Pfeffinger.
In der Nikolaikirche führte Johann Sebastian Bach zahlreiche seiner Kantaten und Oratorien zum ersten Mal mit dem Thomanerchor auf, darunter auch die Johannespassion, sein bis dahin umfangreichstes Werk, am Karfreitag, dem 7. April 1724. Mit dem Amtsantritt von Günther Ramin zog der Thomanerchor, nachdem er die Kirchenmusik seit der Reformation auch in der Nikolaikirche gestaltete, sich 1940 in die Thomaskirche zurück. 1945 wurde darum ein eigener Nikolaikirchenchor gegründet.[4]
Der Mittelturm mit Türmerwohnung, erbaut 1730–1734 von Johann Michael Senckeisen, ist 75 m hoch.[5] Er wurde bis 1932 von einem Türmer bewohnt.
Im Zuge der Aufklärung und Revolutionsarchitektur wurde der Innenraum der Kirche zwischen 1784 und 1797 nach dem Ideal der Urhütte (Bäume (Säulen), Blätterdach usw.) umgestaltet. Darauf weist auch die 1999 errichtete Palmsäule vor der Kirche hin. Die letzten großen baulichen Veränderungen erfolgten von 1901 bis 1902 an der Außenfassade. Das spätgotische Aussehen wurde beibehalten.
Die Nikolaikirche auf einer Briefmarke der DDR von 1990
Die Montagsdemonstrationen, die gegen das DDR-Regime gerichtet waren, entwickelten sich aus den Montagsgebeten, die in der Nikolaikirche bereits Anfang der 1980er-Jahre stattfanden und anfänglich nur von einigen wenigen Menschen besucht wurden (vgl. Friedliche Revolution (Leipzig)). In den späten Novembertagen 1982 wurde in der Nikolaikirche zum ersten Mal in der DDR eine große Schautafel mit dem Symbol für Schwerter zu Pflugscharen öffentlich aufgestellt. Ende der 1980er-Jahre gingen allwöchentlich Zehntausende, manchmal sogar über 100.000 Menschen, während der Montagsdemonstrationen auf die Leipziger Straßen, um für Demokratie, freie Wahlen, Reisefreiheit und die Einheit Deutschlands zu demonstrieren.
Auf dem Nikolaikirchhof neben der Kirche wurde 1999 nach Entwürfen des Leipziger Künstlers Andreas Stötzner die Nachbildung einer Dautheschen Säule errichtet, die als Friedenssäule an die Montagsdemonstrationen und die Friedhaftigkeit der Revolution erinnern soll. Im Jahr 1995 drehte Frank Beyer einen nach der Kirche benannten Film, der die Geschehnisse des Jahres 1989 künstlerisch aufarbeitete.
Jahrzehntelang stellte die Nikolaigemeinde ihre Kirche dem Leipziger Propsteichor als Probe- und Aufführungsstätte zur Verfügung. Die Propsteikirche war im Zweiten Weltkrieg beschädigt und später gesprengt worden. Selbst als die Propsteigemeinde in den 1980er Jahren in eine neue Kirche am Rosenthal ziehen konnte, trat ihr Chor weiterhin auch in St. Nikolai auf, und führte dort z. B. jährlich am 2. Weihnachtsfeiertag ein Weihnachtsliedersingen auf.
Bis 1992 gab es an St. Nikolai vier Pfarrstellen, 2006 wurde auch die dritte Pfarrstelle abgeschafft.
Christian Führer war bis zum 30. März 2008 2. Pfarrer der Nikolaikirche. Sein Nachfolger wurde Bernhard Stief. Nachfolger von Superintendent und dem 1. Pfarrer Martin Henker wurde im Jahr 2020 Sebastian Feydt (54), zuvor Pfarrer an der Frauenkirche zu Dresden